"Talente willkommen" - 1 Jahr "Die kleinen Möwen" in Heusenstamm

Das Leitungsteam Maria González und Maria Molina ziehen eine Zwischenbilanz

Welche Erinnerungen gibt es zum Tag der Eröffnung am 03.02.2021?

Die Aufregung war groß und Maria González berichtet, sie habe damals vor lauter Aufregung Bauchschmerzen gehabt. Aber beide Leitungen sagten sich: „Das wird schon. Wir bekommen das schon hin“, denn trotz der Tatsache, dass ringsherum noch Restbauarbeiten liefen, war die Einrichtung kurz vor knapp noch einsatzklar geworden und hatte das „Go“ der Fachaufsicht des Kreises Offenbach bekommen. Die Aufregung wich dann auch sehr schnell dem schönen Gefühl und der großen Freude, die ersten glücklichen Kinder und Eltern in Empfang zu nehmen. Aufgrund von Corona war zwar keine große Feier möglich. Ein wenig feierlich ging es dennoch zu. Der damalige Bürgermeister Öztas war gekommen und freute sich gemeinsam mit der 1jährigen Emily, die gekonnt das blaue Band durchschnitt und den Weg in die Kita freigab. „Das war ein sehr schöner und bewegender Moment,“ erinnern sich Frau González und Frau Molina.

Wie hat sich das Haus seither entwickelt und was unterscheidet die Kita zu anderen Einrichtungen?

Das Außengelände wurde kurze Zeit nach der Eröffnung noch fertiggestellt. Damit die Kinder aus dem 1. Stock, wo die drei Gruppenräume für die 3-6jährigen untergebracht sind, schnell in den Garten gelangen können, wurde eine große Rutschenröhre angebracht, die sich großer Beliebtheit erfreut.

Die Einrichtung, vermittelt an allen Stellen den Hauch von Küste, Strand und Meer. Die Themen Bewegung und Natur sind Schwerpunkte der Einrichtung. Um den vergleichsweisen kleinen Außenbereich zu kompensieren, gibt es im 2. Stock einen großen Bewegungsraum und die Kinder gehen oft in den angrenzenden Wald und zur sogenannten „Düne“ – ein Spielplatz, der nur einen Steinwurf weit entfernt ist.  

Das Thema Sprache ist ein weiterer Schwerpunkt der Kita. Ein Teil der Kinder hat einen Migrationshintergrund und viele von ihnen brauchen Hilfe beim Erlernen der Sprache. Das Team wird dem gerecht, indem sehr viel gesungen, gelesen und gereimt wird – oft in Verbindung mit Tanzen.

Auch das Thema Partizipation spielt bei den kleinen Möwen eine wichtige Rolle. Im Morgenkreis dürfen die Kinder den Tagesverlauf mitbestimmen und diskutieren. Reden darf dann oft nur, wer den sogenannten „Sprechwuschel“ gerade hat. Und da dieser sich so „toll anfasst“, ist er nicht nur heiß begehrt, sondern trägt auch zum Austausch und Konzentration bei – egal wie gut oder wie schlecht die Sprachfähigkeiten sind. Ziel ist es, schon bald Kinderkonferenzen als festen Bestandteil in den Tagesablauf zu integrieren. Hier siegen dann starke Argumente und keine starken Oberarme. Dies soll ein Beitrag zur frühen Demokratieförderung sein, was der AWO als Träger ein wichtiges Anliegen ist.

In den Gruppen wurden Schwerpunkte gebildet, die den Bedürfnissen der Kinder am nächsten kommen. So steht bei den Delfinen zum Beispiel das Thema Bauen und eine Lego-Ecke auf dem Programm, während bei den Robben Rollenspiele, Puppen und Verkleidungen eine große Rolle spielen. Im sogenannten Atelier können Projekte gemacht werden. Zurzeit basteln die Kinder hier an Robotern.

Wie ist es der Einrichtung gelungen, Personal zu finden?

Das ist wohl gerade die Herausforderung aller Einrichtungen. Bisher sind daher auch erst drei der fünf Gruppen geöffnet. Dem Team ist aber wichtig, dass es im Miteinander einfach passt. „Alle sind eigentlich meistens lustig und entspannt. Man spürt, wenn es jemandem mal schlecht geht und geht dann darauf ein. Auch nach Dienstschluss redet man noch miteinander und hat das Gefühl, dass die Tätigkeit dort mehr als nur einfach ein Job ist,“ berichtet Frau González.  Das bringt Motivation in die Gruppe. Gestärkt wird die gute Stimmung auch in der Zusammenarbeit mit dem Elternbeirat, der Stadt Heusenstamm und der Verwaltung und Fachberatung des AWO Kreisverbandes Offenbach Land e.V.. „Corona und der Aufbau einer neuen Einrichtung verlangen uns allen genug ab. Daher ist es wichtig, dass man sich aufeinander verlassen kann und die gute Laune nicht verliert,“ betonen Maria González und Maria Molina, die hierfür sehr dankbar sind.

Um den Aufbau voranzubringen hat man bereits viele Register gezogen. Neben den Fachkräften gibt es Fachkräfte aus Spanien, die an ihrer „deutschen“ Anerkennung arbeiten. Und auch mit den umliegenden Schulen arbeitet man eng zusammen und bildet aus.

Die Einstiegsmöglichkeiten für neue Kolleginnen und Kollegen könnten günstiger nicht sein. Jedes „Talent“ ist willkommen -  sei es sportlich, musikalisch oder künstlerisch. Vieles ist noch im Aufbau, nichts ist festgefahren und man kann sich in der Kita „Die kleinen Möwen“ mit seinen Stärken und Fähigkeiten einbringen und Schwerpunkte setzen.

Frau Molina betont, dass es den Leitungen wichtig ist, die Kolleginnen und Kollegen zu fördern. Stärken und Schwächen werden herausgearbeitet, Fortbildungsangebote gemacht und neue Anreize gesetzt. Man will nicht stehenbleiben. Dazu sind beide Leitungskräfte auch ständig selbst in den Gruppen im Einsatz. Maria González liebt den Einsatz in der Gruppe, der ihr viel Energie und Kraft für ihre Arbeit gibt. Und auch sonst steht ihre Bürotür immer offen.

 

Gibt es Anknüpfungspunkte zu den Nachbarn im Hause und der angrenzenden Seniorenwohnanlage?

Die Kinder durften mit dem benachbarten Seniorenheim des Bezirksverbandes der AWO bereits schöne Begegnungen erleben. Darunter ein Laternenfest und das Vorsingen für die Seniorinnen und Senioren. Es gibt ein gutes nachbarschaftliches Miteinander und ein gegenseitiges Interesse, hier weiter zu investieren.

Was die beiden Leitungen der „kleinen Möwen“ aber in dieser Zeit am meisten beeindruckt hat, ist die gute Zusammenarbeit mit der AWO-Flüchtlingsberatungsstelle im Hause und ihrer Tätigkeit an sich. Gemeinsam mit ihnen konnte man Kindern/Familien die Möglichkeit bieten, bei den „kleinen Möwen“ einen Neustart zu wagen.

Wo soll die Einrichtung in einem Jahr stehen?

Natürlich soll es schnell gelingen, die Einrichtung zur vollen Auslastung zu bringen. Dazu fehlt es noch an Personal. Aber wie zuvor schon beschrieben soll das nicht um jeden Preis passieren. Es muss passen! Ein „Fehlgriff“ kann die gute Stimmung und Leistungsfähigkeit schnell zunichtemachen und zu Rückschlägen führen. Daher geht Qualität vor Quantität. Neben dem obligatorischen Vorstellungsgespräch geht ohne eine ausführliche Hospitation nichts.

Leider ist die „Covid 19 Pandemie“ noch lange nicht überstanden, aber das Team lässt sich davon nicht entmutigen, da man weiß, dass viele Familien in Heusenstamm Hilfe der Einrichtung benötigen. Gemeinsam blickt man aber optimistisch in die Zukunft. „Alle sollen gerne hierherkommen“, sagt Maria González. Allein das sind gute Voraussetzungen, um die gesteckten Ziele zu erreichen.